Manchmal stellen Sie beim Blick in den Spiegel fest, dass Ihre Brüste nicht völlig gleich aussehen. Eine kann etwas größer, runder oder hängender sein als die andere. Dieses Phänomen tritt bei den meisten Frauen in leichter Ausprägung auf und ist keineswegs ungewöhnlich. Unser Körper ist links und rechts nicht vollkommen symmetrisch; selbst die beiden Gesichtshälften sind nicht identisch. Von den Nasenlöchern bis zu den Zehen gibt es vielerorts kleine Asymmetrien – und die Brüste bilden da keine Ausnahme.
Warum können wir unterschiedlich große Brüste haben?
Die Brust jeder Frau besitzt ihre eigene „Architektur“. Sie besteht aus Fettgewebe, Milchdrüsen und stützendem Bindegewebe. Stellen Sie sich vor, Sie bauen das gleiche Haus mit unterschiedlich vielen Ziegeln und verschieden viel Mörtel – alle Häuser sind zwar Häuser, doch Größe, Grundriss und äußere Erscheinung können variieren. Ebenso unterscheiden sich Fettverteilung, Drüsengewebe und Bindegewebedichte von Person zu Person.
Bei manchen Frauen spielen genetische Faktoren eine dominante Rolle. Gibt es in der Familie (Großmutter, Mutter, Tante) bereits Brustasymmetrien, können ähnliche Unterschiede in den nächsten Generationen auftreten. Wenn in Ihrer Verwandtschaft viele groß gewachsene Frauen mit üppiger Oberweite vorkommen, steigt auch Ihre Wahrscheinlichkeit für eine ähnliche Körperform. Das Gleiche gilt für Brustasymmetrien.
Auch hormonelle Einflüsse sind entscheidend. Pubertät, Menstruationszyklus, Schwangerschaft, Stillzeit und Menopause gehen mit Hormonschwankungen einher. Vor allem Östrogen und Progesteron können Wachstum oder Rückbildung des Brustgewebes auslösen; dadurch werden Größenunterschiede in diesen Phasen sichtbarer. Manche Frauen spüren etwa vor der Periode Empfindlichkeit, Schwellung oder Formveränderungen – meist verschwinden diese nach der Blutung wieder.
In der Wachstumsphase, also der Pubertät, kann die Entwicklung der Brüste asynchron verlaufen: Eine Brust wächst schneller oder langsamer als die andere. Dies kann über einige Jahre hinweg zu einer vorübergehenden Asymmetrie führen. Manchmal bleibt diese bestehen, manchmal gleicht sie sich aus, sobald das Körperwachstum abgeschlossen ist.
Aus medizinischer Sicht können seltene Zustände wie das „Poland-Syndrom“ ebenfalls Brustasymmetrien hervorrufen. Dabei fehlt die Brustmuskulatur auf einer Seite teilweise oder ganz. Solche Besonderheiten werden meist schon im Kindesalter sichtbar und gehen oft mit weiteren Auffälligkeiten einher. Die allermeisten Asymmetrien beruhen jedoch nicht auf solchen seltenen Syndromen, sondern auf normalen anatomischen und hormonellen Unterschieden.
Ist Asymmetrie in der Pubertät normal?
Die Pubertät ist eine Zeit tiefgreifender körperlicher und seelischer Veränderungen. Wachstumshormone sowie Östrogen und Progesteron verändern sich rasch. Beine werden länger, die Hüften formen sich und die Brüste beginnen zu „knospen“. Gegen Mitte oder Ende der Pubertät erreichen die Brüste fast ihre endgültige Größe – jedoch entwickelt sich jede Jugendliche in ihrem ganz eigenen Tempo.
Wächst eine Brust schneller, kann eine auffällige Asymmetrie entstehen, die das Mädchen im Spiegel bemerkt. Häufig ist sie vorübergehend, weil die langsamere Brust später nachzieht. Mitunter bleibt ein Restunterschied. Gesundheitlich ist dies in der Regel unproblematisch, kann jedoch ästhetische Sorgen auslösen, zumal das Körperbild in der Pubertät sehr sensibel ist.
Ein Beispiel: Bei einem zwölf- bis dreizehnjährigen Mädchen wächst die linke Brust deutlich schneller. Bis zum Ende der Pubertät kann die rechte Brust aufholen und die Differenz sich verkleinern. Vielleicht bleibt aber auch eine gewisse Abweichung. Solange der Unterschied nicht extrem ist, verursacht er im Alltag oder später kaum Probleme.
Eltern sollten in dieser Phase offen sprechen. Weil Selbstbild und Selbstvertrauen fragil sein können, sollten sie erklären, dass solche Unterschiede meist normal und oftmals vorübergehend sind. Bei auffälligen Asymmetrien oder ungewöhnlichem Entwicklungsverlauf kann ein Facharzt (Kinderendokrinologe oder Kinderchirurg) prüfen, ob andere Ursachen bestehen.
Wie beeinflussen hormonelle Veränderungen die Brustasymmetrie?
Der weibliche Körper erlebt nahezu in jedem Lebensabschnitt Hormonschwankungen. In Pubertät, Menstruationszyklus, Schwangerschaft, Stillzeit und Menopause schwanken die Hormone, was sich auch auf die Brust auswirkt. Während des Zyklus steigen und fallen Östrogen und Progesteron. In der ersten Hälfte steigt Östrogen, was Schwellung und Empfindlichkeit verursachen kann; in der zweiten Hälfte wirkt Progesteron – ebenfalls mit Veränderungen an der Brust.
Brustasymmetrie kann sich durch diese Hormonschwankungen auf verschiedene Weise zeigen. Erstens können die beiden Brüste unterschiedlich auf Hormone reagieren – etwa wenn die linke stärker auf Östrogen anspricht als die rechte. Dieser Unterschied ist meist vorübergehend und verschwindet nach dem Zyklus. Zweitens können dauerhafte hormonelle Ungleichgewichte, z. B. beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), zu ungleichmäßigem Wachstum oder Schrumpfen des Brustgewebes führen und Asymmetrien verstärken.
Auch Schwangerschaft und Stillzeit haben großen Einfluss. Durch hohe Spiegel von Östrogen, Progesteron und Prolaktin bereiten sich die Brüste auf Milchproduktion vor. Eine Brust kann mehr Milch bilden oder schneller wachsen, insbesondere wenn das Baby eine Seite bevorzugt. So kann während des Stillens eine deutliche Größendifferenz entstehen.
In der Menopause sinkt der Östrogenspiegel. Das Drüsengewebe nimmt ab, die Hautelastizität lässt nach, das Fettanteilverhältnis ändert sich. Zwei Brüste können diesen Prozess unterschiedlich stark durchlaufen, wodurch bestehende Asymmetrien bestehen bleiben oder sich verstärken können.
Kann Brustasymmetrie ein Krankheitszeichen sein?
Leichte bis mittlere Brustasymmetrien sind meist harmlos und deuten nicht auf eine Krankheit hin. Doch einige Warnsignale sollten nicht ignoriert werden. Unser Körper sendet Hinweise – es gilt, sie zu erkennen und richtig zu deuten.
Entsteht plötzlich ein deutlicher Unterschied oder vergrößert sich eine alte kleine Asymmetrie schnell, sollte man aufmerksam sein. Wenn eine Brust plötzlich wächst, sich verhärtet, die Haut einzieht, gerötet ist, anschwillt, warm wird oder Schmerzen auftreten, sollten Sie handeln. Lymphknotenschwellungen in der Achsel sind ebenfalls wichtig.
Brustkrebs ist das gefürchtetste Szenario. Einseitige Knoten, Hautveränderungen wie Orangenhaut oder ein zurückgezogener Brustwarzenhof können Alarmzeichen sein. Doch auch gutartige Erkrankungen (Fibrozysten, Fibroadenome) können Asymmetrien oder Formveränderungen verursachen. Daher gilt: Keine Panik – aber ärztlich abklären lassen, meist durch Ultraschall, Mammografie oder MRT.
„Entstehende Asymmetrie“ beschreibt Unterschiede, die vorher kaum vorhanden waren und größer werden. Hier prüfen Ärzte auf Zysten, Tumoren oder andere Gewebeveränderungen. Wer bereits Knoten hat oder bei dem in der Familie Brustkrebs in jungen Jahren vorkommt, sollte Veränderungen besonders ernst nehmen und engmaschig kontrollieren lassen.
Nimmt die Asymmetrie während des Stillens zu?
Viele schwangere oder frischgebackene Mütter staunen über ihre sich verändernden Brüste: „Je mehr ich stille, desto größer wird der Unterschied.“ Tatsächlich verändert das Stillen die Brüste stark. Eine Brust kann mehr Milch produzieren, wenn das Baby sie bevorzugt, oder die Milchpumpe nur einseitig benutzt wird.
Beispielsweise kann Ihr Baby lieber an einer Brust trinken. Diese erhält mehr Reize und produziert mehr Milch – sie wirkt voller und größer. Lehnt das Baby die andere Brust ab, verstärkt sich der Unterschied.
Manche Mütter versuchen, den Unterschied zu reduzieren, indem sie das Baby abwechselnd und gleich lange anlegen. Wird eine Seite weniger angenommen, kann Abpumpen helfen, den Milchfluss anzuregen, damit beide Brüste ähnlich stimuliert werden.
Nach dem Abstillen nimmt die Milchproduktion ab, die Brüste nähern sich oft ihrer früheren Größe an. Ganz wie davor sehen sie jedoch nicht immer aus; Haut und Bindegewebe sind unterschiedlich gedehnt, sodass leichte Ptosis oder Formänderungen normal sind – und Asymmetrien können bleiben oder sich etwas abschwächen.
Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Wenn Sie seit einiger Zeit eine auffällige Asymmetrie beobachten, ist Neugier verständlich. Obwohl die meisten Unterschiede harmlos sind, gibt es Warnzeichen:
- Schnelle Veränderung: Wenn sich eine Brust in wenigen Monaten deutlich vergrößert oder ihre Form markant ändert, nicht ignorieren. Rasches Wachstum oder Verhärtung kann – selten – auf Tumoren oder Zysten hindeuten.
- Schmerz und Empfindlichkeit: Treten außerhalb der Periode anhaltende oder starke Schmerzen auf, vor allem einseitig, ist eine ärztliche Abklärung ratsam.
- Hautveränderungen: Hautstraffung, Orangenhaut, Rötung, Schuppung oder Wunden können ernste Ursachen haben. Zur Ärztin oder zum Arzt gehen!
- Brustwarzenveränderungen: Plötzliches Einsinken, Verkrustung, Farbumschlag oder Ausfluss (blutig oder klar) sind wichtige Zeichen.
- Familienanamnese: Früh auftretender Brustkrebs bei nahen Verwandten verlangt größere Wachsamkeit und regelmäßige Kontrollen.
- Lymphknotenschwellungen: Knoten in Achsel oder Schlüsselbeingrube müssen untersucht werden.
Wer solche Symptome bemerkt, sucht zunächst eine Fachärztin oder einen Facharzt für Gynäkologie oder Chirurgie auf. Nötigenfalls folgen Überweisungen an Brustchirurgie, Endokrinologie oder Radiologie. Bildgebende Verfahren (Ultraschall, Mammografie, MRT) zeigen die Gewebestruktur. Bei Verdacht auf einen Knoten kann eine Biopsie nötig sein.
Welche chirurgischen Optionen gibt es?
Chirurgische Korrekturen können bei deutlichen Unterschieden dauerhafte und zufriedenstellende Ergebnisse liefern.
- Brustvergrößerung (Augmentation): Ist eine Brust kleiner, können Silikon- oder Kochsalzimplantate eingesetzt werden, um die Größe anzugleichen. Vorteil: dauerhafte Volumenzunahme; Nachteil: Implantate halten etwa 10–15 Jahre, gelegentlich ist ein Folgeeingriff nötig.
- Brustverkleinerung (Reduktion): Wenn eine Brust deutlich größer ist und Beschwerden bereitet, kann überschüssiges Gewebe entfernt werden, um die Größenangleichung zu erreichen.
- Bruststraffung (Mastopexie): Bei unterschiedlicher Hängeposition wird die tiefer hängende Brust angehoben. Oft kombiniert man die Straffung mit Vergrößerung oder Verkleinerung.
- Fetttransfer (Lipofilling): Körpereigenes Fett aus Bauch oder Beinen wird aufbereitet und in die Brust injiziert. Geeignet bei kleinen bis mittleren Unterschieden. Ein Teil des Fettes wird resorbiert, daher variiert die Dauerhaftigkeit.
- Korrektur des Brustwarzen-Areola-Komplexes: Liegt die Asymmetrie primär an Position, Größe oder Form der Brustwarzen, kann eine kleinere Operation ausreichen.
Alle Verfahren sollten von einer Fachärztin oder einem Facharzt für Plastische Chirurgie individuell geplant werden – unter Berücksichtigung von Brustvolumen, Hautelastizität, Position der Brustwarzen und Ihren Erwartungen.
Beeinflussen meine Alltagsgewohnheiten die Brustasymmetrie?
Gewohnheiten wie Gewichtsschwankungen, Ernährung und Sport können indirekt die Brustform verändern. Weil ein Teil des Brustgewebes aus Fett besteht, führt schnelles Ab- oder Zunehmen zu Größenänderungen. Manchmal reagiert eine Seite stärker.
Haltungsfehler (Postur) beeinflussen ebenfalls das Erscheinungsbild. Langes Sitzen in gekrümmter Haltung drückt die Schultern nach vorn und verändert den Brustkorb, sodass eine Brust höher oder tiefer erscheint. Eine aufrechte Haltung kann den Unterschied reduzieren.
Die Wahl des BHs ist wichtig. Falsche Größe oder mangelnder Halt können langfristig Ptosis begünstigen und Asymmetrien deutlicher erscheinen lassen. Beim Sport ist ein stützender Sport-BH entscheidend, damit die Bänder nicht überdehnen.
Alkohol- und Tabakkonsum beeinträchtigen die allgemeine Gesundheit und die Elastizität der Haut. Raucherinnen bekommen eher schlaffe Haut, sodass Ptosis und Asymmetrien sichtbarer werden können. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Wasser sowie Vitamine und Mineralstoffe unterstützen das Bindegewebe und wirken sich positiv auf die Brustform aus.
Worauf sollte ich bei der Brustpflege achten?
Die Brust ist ein Bereich mit dünner Haut und verschiedenen Gewebeschichten. Daher lohnen sich besondere Pflege, passende Unterwäsche und regelmäßige Kontrollen.
- Regelmäßige Selbstuntersuchung: Einmal pro Monat (am besten in der Woche nach der Periode) die Brüste abtasten. Achten Sie auf Knoten, ungewöhnliche Schwellungen oder Empfindlichkeit. Ein Spiegelcheck hilft, Veränderungen der Asymmetrie zu erkennen.
- Feuchtigkeit und Massage: Die dünne Haut kann rasch austrocknen. Sanftes Eincremen oder Massieren nach dem Duschen hält sie elastisch. In Schwangerschaft und Stillzeit beugt regelmäßiges Einölen Dehnungsstreifen vor.
- Passender BH: Ein gut sitzender BH stützt im Alltag; beim Sport reduziert ein Sport-BH übermäßige Bewegung und schützt die Bänder.
- Schlafposition: Auf dem Bauch zu schlafen kann Druck auf die Brüste ausüben. Rückenschlaf oder Seitenlage mit unterstützendem Kissen gilt als schonender.
- Sonnenschutz: Das Dekolleté ist sonnenempfindlich. Verwenden Sie bei Freiluftkleidung mindestens SPF 30, um Flecken und Hautalterung vorzubeugen.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Ab 40 Jahren (oder früher bei Risikofaktoren) sind Mammografien gemäß ärztlicher Empfehlung wichtig. Früherkennung kann lebensrettend sein.
Op. Dr. Erman Ak schloss 2014 sein Medizinstudium an der Ankara Hacettepe Tıp ab und absolvierte seine Facharztausbildung an der Istanbul University Çapa Medical Faculty. Er erhielt eine fortgeschrittene Ausbildung in Mikrochirurgie in Taiwan und, als ISAPS-Stipendiat in Italien, Schulungen in Gesicht- und Brustästhetik. Dr. Ak besitzt das Zertifikat der Europäischen Union für Ästhetische Plastische Chirurgie von EBOPRAS und trug zur Gründung der Abteilung für Plastische Chirurgie im Başakşehir Çam und Sakura Krankenhaus bei. Derzeit empfängt er Patienten aus der Türkei und verschiedenen anderen Ländern in seiner Klinik in Nişantaşı.