Welche Anästhesieform wird während der Operation bevorzugt?
Die Wahl der Anästhesie richtet sich nach dem Alter, dem psychischen Zustand der Patientin oder des Patienten sowie nach der Präferenz der Chirurgin bzw. des Chirurgen. Bei Kindern wird zweifelsfrei die Vollnarkose bevorzugt. Die Otoplastik erfordert hochpräzises Arbeiten im Millimeterbereich und es ist unbedingt notwendig, dass der Kopf während des gesamten Eingriffs vollkommen ruhig bleibt. Von einem kleinen Kind zu erwarten, dass es in einer Operationssaalumgebung unter Lokalanästhesie lange Zeit ohne Angst und ohne Bewegung still liegt, wäre unrealistisch. Zudem ist es aus psychologischer Sicht für das Kind am besten, wenn es die Operationsgeräusche nicht hört, keinen Stress erlebt und sich an den Ablauf nicht erinnert.
Bei Erwachsenen oder bei Jugendlichen, die reif genug sind, um den Eingriff zu verstehen, sieht die Situation anders aus. In dieser Patientengruppe bevorzugen wir häufig eine Kombination aus Lokalanästhesie und Sedierung (Verabreichung eines Beruhigungsmittels über die Vene). Mit dieser Methode befindet sich die Patientin oder der Patient in einem tiefen Schlafzustand, empfindet keine Schmerzen, und die belastenderen Aspekte einer Vollnarkose können vermieden werden. Die Erholungsphase nach dem Eingriff ist kürzer und die Entlassung aus der Klinik erfolgt meist noch am selben Tag. Unabhängig von der gewählten Methode stehen der Komfort und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten immer an erster Stelle.
Welche Techniken werden bei der Operation abstehender Ohren angewendet?
Bei der Korrektur abstehender Ohren gibt es nicht die eine „richtige“ Methode; die Ohrform jedes Menschen ist so individuell wie ein Fingerabdruck und der Operationsplan muss jeweils individuell erstellt werden. Das Grundprinzip ist jedoch stets dasselbe: Das Ohr nach hinten zu verlagern, dabei aber ein natürliches Aussehen zu bewahren und einen unnatürlich „angeklebten“ Eindruck zu vermeiden. In der modernen Chirurgie bevorzugen wir überwiegend knorpelschonende Techniken, bei denen der Knorpel nicht herausgeschnitten, sondern vor allem mit Nähten geformt wird.
Der Hautschnitt wird in der Regel in die natürliche Rinne hinter dem Ohr gelegt, sodass nach abgeschlossener Heilung von außen kein auffälliges Narbenbild zu sehen ist. Liegt das Problem in einer unzureichend ausgebildeten oberen Falte des Ohres (Antihelix), wenden wir die sogenannte Mustardé-Technik an: Mit speziellen, dauerhaft verbleibenden Nähten wird ein künstlicher Knorpelknick erzeugt. Dieser Vorgang ähnelt dem Kräuseln eines flachen Stoffes durch Nähte, um ihm Form zu geben. Ist dagegen eine zu tiefe Ohrmuschelgrube (Concha) das Hauptproblem, verwenden wir die Furnas-Technik, bei der die Ohrmuschel mit Nähten an stabile Strukturen des Schädelknochens fixiert und somit nach hinten gezogen wird. Da bei den meisten Patientinnen und Patienten beide Probleme gleichzeitig bestehen, werden diese Techniken häufig kombiniert. In manchen Fällen kann der Knorpel sehr hart und widerstandsfähig sein; bei solchen Ohren rauen wir die Knorpeloberfläche leicht an (Scoring), um seine Spannung zu verringern und ihn formbarer zu machen.
Die grundlegenden operativen Schritte umfassen:
- Ausdünnung des Knorpels
- Einbringen permanenter Nähte
- Entfernung von Knorpelanteilen
- Entfernung überschüssiger Haut
- Fixierung der Gewebe
Wie verläuft die Heilungsphase und wozu dient das Haarband?
Nach Abschluss der Operation wird ein spezieller, Druck ausübender Verband um die Ohren angelegt. Dieser Verband ist von entscheidender Bedeutung, um die neu geschaffene Form zu stabilisieren und die Bildung eines Blutergusses (Hämatom) zu verhindern. In der Regel entfernen wir diesen großen Verband am ersten Tag nach der Operation und kontrollieren das Ergebnis. Ab diesem Zeitpunkt wird das „Haarband“ beziehungsweise das „Tennisband“ zum wichtigsten Begleiter unserer Patientinnen und Patienten.
Nach dem Entfernen des ersten Verbandes bitten wir die Patientinnen und Patienten, ein elastisches Haarband zu tragen. Die Nutzung dieses Bandes erfolgt in zwei Phasen. In den ersten 1–2 Wochen sollte das Band rund um die Uhr getragen werden, also tagsüber und nachts. Es darf nur kurzzeitig zum Verbandwechsel oder zum Duschen abgenommen werden. Diese kontinuierliche Anwendung hilft, die Schwellung (Ödem) zu reduzieren und den noch nicht vollständig verheilten Knorpel stabil zu halten. In der zweiten Phase reicht es aus, das Band über mehrere Wochen hinweg nur noch nachts beim Schlafen zu tragen. Die nächtliche Verwendung ist besonders wichtig, da im Schlaf unbewusste Drehbewegungen dazu führen können, dass das Ohr am Kissen reibt oder abknickt, was die Nähte belasten und die Form beeinträchtigen kann. Das Haarband wirkt hier wie ein Schutzschild gegen solche ungewollten Traumen.
Während der Heilungsphase sind folgende Erscheinungen zu erwarten:
- Leichte Schmerzen
- Schwellung der Ohren (Ödem)
- Hämatome (Blutergüsse) der Haut
- Vorübergehende Gefühlsminderung
- Juckreizgefühl
Welche Risiken und Komplikationen hat die Operation?
Die Otoplastik gilt innerhalb der chirurgischen Verfahren als sicherer Eingriff mit einer relativ niedrigen Komplikationsrate. Dennoch gibt es, wie bei jedem medizinischen Eingriff, einige potenzielle Risiken, über die die Patientinnen und Patienten informiert sein sollten. Das wichtigste frühe Risiko ist das sogenannte Hämatom, also eine Blutansammlung zwischen Haut und Knorpel. Dies macht sich meist innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Operation durch starke, pulsierende Schmerzen auf einer Seite bemerkbar. In einem solchen Fall ist eine rasche Intervention und Entleerung des Hämatoms erforderlich, um eine Durchblutungsstörung des Knorpels zu vermeiden.
Darüber hinaus ist das Infektionsrisiko bei unter sterilen Bedingungen durchgeführten Operationen und mit prophylaktischer Antibiotikagabe sehr gering. Zu den möglichen Spätkomplikationen zählen gelegentlich Asymmetrien oder ein teilweises Wiederauftreten der Abstehstellung (Rezidiv). Knorpelgewebe besitzt eine Art „Gedächtnis“ und kann versuchen, in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. In seltenen Fällen können die dauerhaft gesetzten Nähte im Laufe der Zeit näher an die Hautoberfläche rücken, tastbar werden oder sogar nach außen durchbrechen; in solchen Situationen kann ein kleiner Eingriff zum Entfernen der Naht notwendig sein.
Mögliche Komplikationen sind:
- Hämatom
- Infektion
- Wundheilungsstörungen
- Unregelmäßigkeiten des Knorpels
- Nahtreaktionen
Worauf sollte nach der Operation geachtet werden?
Nach einer erfolgreichen Operation ist es für die Dauerhaftigkeit des Ergebnisses äußerst wichtig, dass die Patientin oder der Patient bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachtet. In der Phase der Heimkehr und in den ersten Tagen spielt die Kopfposition eine wichtige Rolle. Beim Liegen sollte der Kopf oberhalb des Herzniveaus gehalten werden (zum Beispiel durch Schlafen mit zwei Kissen), um Schwellungen schneller abklingen zu lassen und das pochende Schmerzgefühl zu reduzieren. Auf der Seite zu schlafen sollte unbedingt vermieden werden; empfohlen wird die Rückenlage.
Die Rückkehr in den sozialen Alltag erfolgt in der Regel rasch; Kinder können meist nach etwa einer Woche wieder zur Schule gehen, Erwachsene oft schon nach wenigen Tagen wieder arbeiten. Bei körperlichen Aktivitäten gelten jedoch gewisse Einschränkungen. Da es einige Zeit dauert, bis der Ohrknorpel seine volle Stabilität wiedererlangt hat, sollten Kontaktsportarten, bei denen das Ohr einem Schlag ausgesetzt sein könnte (z. B. Fußball, Basketball, Ringen), mindestens 1,5–2 Monate gemieden werden. Patientinnen und Patienten, die eine Brille tragen, sollten in den ersten Wochen darauf achten, dass die Brillenbügel keinen Druck auf die Nahtlinie hinter dem Ohr ausüben; sofern möglich, wird in dieser Phase die Nutzung von Kontaktlinsen empfohlen.
Wichtige Punkte, auf die geachtet werden sollte:
- Schlafen in Rückenlage
- Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung
- Vermeiden von Stößen oder Traumata an den Ohren
- Vorübergehende Reduktion oder Pause beim Brillentragen
- Das Operationsgebiet trocken halten
Sind die Ergebnisse dauerhaft und wie hoch ist die Patientenzufriedenheit?
Die Otoplastik gehört zu den Eingriffen in der ästhetischen Chirurgie mit den dauerhaftesten Ergebnissen. Der während der Operation neu geformte Knorpel nimmt nach Abschluss des Heilungsprozesses (in der Regel zwischen 6 Monaten und 1 Jahr) seine endgültige Form an und behält diese lebenslang. Auch wenn es im Zuge des natürlichen Alterungsprozesses zu einer leichten Vergrößerung der Ohren und zu Hauterschlaffung kommen kann, kehren die Ohren nicht wieder in den ursprünglichen „abstehenden“ Zustand zurück.
Hinsichtlich der Zufriedenheit zählt die Otoplastik zu den Operationen mit dem höchsten Rückmeldungsniveau. Besonders bei Kindern und Jugendlichen führt die Lösung eines über Jahre bestehenden Selbstwertproblems zu unmittelbar sichtbaren positiven Veränderungen in Körperhaltung, Mimik und sozialem Verhalten. Unsere Patientinnen und Patienten zögern nicht mehr, die Haare zusammenzubinden, machen sich bei Wind keine Sorgen mehr und verspüren nicht länger das Bedürfnis, sich auf Fotos zu verstecken. Diese körperliche Veränderung vermittelt ein starkes Gefühl innerer Freiheit. Kurz gesagt: Eine mit der richtigen Technik und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführte Operation bei abstehenden Ohren bringt nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen großen psychologischen Gewinn für das Leben der Betroffenen.