Postoperative Infektionen, auch als chirurgische Wundinfektionen bekannt, sind häufige Gesundheitsprobleme, die nach operativen Eingriffen auftreten und schwerwiegende Komplikationen verursachen können. Diese Infektionen können sich durch frühe Anzeichen wie Rötung, Schwellung, Schmerzen oder eitrigen Ausfluss an der Schnittstelle bemerkbar machen. Zu den Risikofaktoren gehören individuelle Merkmale wie Adipositas, Diabetes und ein geschwächtes Immunsystem sowie prozedurale Faktoren wie lange Operationsdauer und Implantatverwendung. Das rechtzeitige Erkennen dieser Umstände und eine schnelle Intervention sind entscheidend, um Komplikationen zu verhindern und die Patientenergebnisse zu verbessern.
Wann können Infektionsanzeichen nach der Operation auftreten?
Die Symptome einer postoperativen Infektion können je nach Infektionstyp und betroffenem Gewebe zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten. Oberflächliche inzisionale chirurgische Wundinfektionen (SZI) zeigen sich meist 5 bis 7 Tage nach der Operation. Typische Anzeichen sind Rötung, erhöhte Temperatur, Schwellung und eitriger Ausfluss an der Wundstelle. Tiefe inzisionale SZI betreffen tiefere Gewebeschichten wie Faszien und Muskeln und treten in der Regel 7 bis 14 Tage postoperativ auf. Hier können stärkere Schmerzen, Fieber und Wunddehiszenz beobachtet werden.
Organ- bzw. Kavitäten-SZI entwickeln sich in während der Operation eröffneten Organen oder anatomischen Hohlräumen. Diese Infektionen können innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff oder bei Implantaten bis zu einem Jahr danach auftreten. Die Symptome sind organspezifisch und beinhalten meist Fieber und Funktionsstörungen des betroffenen Organs.
Eine Studie aus Äthiopien zeigte, dass die meisten SZI-Fälle zwischen dem 9. und 16. postoperativen Tag nach der Entlassung diagnostiziert wurden. Dies unterstreicht die Bedeutung der Nachsorge nach der Krankenhausentlassung. Außerdem wurde nachgewiesen, dass bestimmte Biomarker Infektionen bereits Tage vor dem Auftreten klinischer Symptome anzeigen können, was eine frühere Diagnose und Behandlung ermöglicht.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko für postoperative Infektionen?
Bei der Entstehung postoperativer Infektionen spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zu den patientenbezogenen Risikofaktoren zählen höheres Alter, ein geschwächtes Immunsystem und männliches Geschlecht bei bestimmten Eingriffen. Adipositas mit erhöhtem Body-Mass-Index beeinträchtigt die Wundheilung und steigert das Infektionsrisiko. Bei Diabetikern erhöht Hyperglykämie das Risiko aufgrund gestörter Immunfunktionen und verzögerter Heilung. Rauchen vermindert die Gewebeoxygenierung und schwächt das Immunsystem, was ebenfalls das Infektionsrisiko erhöht. Eine unzureichende oder übermäßige Ernährung kann die Immunabwehr beeinträchtigen und das Risiko weiter steigern.
Zu den prozeduralen Risikofaktoren gehört die Operationsdauer: Längere Eingriffe erhöhen die Gewebsexposition und damit das Infektionsrisiko. Offene chirurgische Techniken sind mit höheren Infektionsraten verbunden als minimalinvasive Verfahren. Der Kontaminationsgrad der Wunde und das Vorhandensein von Fremdkörpern (z. B. Implantate) erhöhen das Risiko weiter. Biofilme auf Implantaten erschweren die Infektionskontrolle.
Präoperative Faktoren wie lange Krankenhausaufenthalte und bestehende Infektionen vor der Operation erhöhen das Risiko. Mangelnde Einhaltung aseptischer Techniken während der Operation oder unzureichende postoperative Wundpflege sind weitere wichtige Risikofaktoren. Vernachlässigte Blutzuckerkontrolle steigert bei Diabetikern ebenfalls die Infektionsgefahr.
Welche möglichen Komplikationen können postoperative Infektionen verursachen?
Postoperative Infektionen verzögern nicht nur den Heilungsprozess, sondern können auch schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. Eine verzögerte Wundheilung geht mit verstärkter Entzündung und Gewebeschädigung im infizierten Bereich einher. Dies führt zu verlängerten Krankenhausaufenthalten, höheren Behandlungskosten und einem erhöhten Risiko weiterer Komplikationen.
Chirurgische Wundinfektionen (CWI) sind eine der häufigsten postoperativen Komplikationen und werden in oberflächliche inzisionale, tiefe inzisionale und Organ-/Kavitäteninfektionen unterteilt. Oberflächliche inzisionale Infektionen betreffen Haut und Subkutangewebe, während tiefe inzisionale Infektionen tiefere Strukturen wie Muskeln und Faszien involvieren. Organ-/Kavitäteninfektionen entstehen in während des Eingriffs eröffneten, aber außerhalb der Schnittlinie liegenden anatomischen Bereichen. Diese Infektionen erhöhen die Morbidität, können erneute chirurgische Eingriffe erforderlich machen und sind potenziell lebensbedrohlich.
Sepsis, die systemische Ausbreitung der Infektion, kann zu septischem Schock und Multiorganversagen führen. Dies ist mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden und erfordert sofortige Diagnose und Therapie. Zudem verlängern postoperative Infektionen den Krankenhausaufenthalt und belasten Patienten sowie das Gesundheitssystem zusätzlich. Der lange Heilungsverlauf kann auch psychische Belastungen und eine verminderte Lebensqualität zur Folge haben.
Wie können postoperative Infektionen verhindert werden?
Die Prävention postoperativer Infektionen erfordert eine aktive Beteiligung von Patienten und medizinischem Personal. Zunächst ist eine sorgfältige Wundversorgung nach Standardprotokollen entscheidend: regelmäßiger Verbandwechsel, strikte Händehygiene und sterile Bedingungen. Sowohl das Pflegepersonal als auch die Patienten sollten in Wundmanagement und Infektionsrisiken geschult werden. Eine gute Blutzuckerkontrolle, insbesondere bei Diabetikern, spielt eine zentrale Rolle, da postoperative Hyperglykämie die Immunantwort beeinträchtigt und Infektionen begünstigt. Schließlich müssen Patienten über Infektionsanzeichen (z. B. Rötung, Schmerzen, Schwellung, Ausfluss) informiert werden, damit sie frühzeitig medizinische Hilfe in Anspruch nehmen können. Die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen trägt entscheidend zu einer sicheren und erfolgreichen Heilung bei.
Wann sollte bei Verdacht auf eine postoperative Infektion medizinische Hilfe gesucht werden?
Das frühzeitige Erkennen von Infektionsanzeichen und die rechtzeitige Inanspruchnahme medizinischer Hilfe sind für den Heilungserfolg essenziell. Patienten sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn sie Rötung, Schwellung, Schmerzen, eitrigen Ausfluss an der Operationsstelle oder Fieber über 38 °C feststellen. Insbesondere bei rascher Verschlechterung der Symptome oder allgemeinem Unwohlsein ist eine sofortige Versorgung erforderlich, um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. Medizinisches Personal führt dann notwendige Untersuchungen zur Diagnose durch und erstellt einen Behandlungsplan. Obwohl viele chirurgische Wundinfektionen mit Antibiotika kontrolliert werden können, sind in einigen Fällen weitere Eingriffe nötig. Frühe Diagnose und Therapie sind entscheidend, um die Ausbreitung der Infektion zu stoppen und eine gesunde postoperative Erholung zu gewährleisten.
Op. Dr. Erman Ak schloss 2014 sein Medizinstudium an der Ankara Hacettepe Tıp ab und absolvierte seine Facharztausbildung an der Istanbul University Çapa Medical Faculty. Er erhielt eine fortgeschrittene Ausbildung in Mikrochirurgie in Taiwan und, als ISAPS-Stipendiat in Italien, Schulungen in Gesicht- und Brustästhetik. Dr. Ak besitzt das Zertifikat der Europäischen Union für Ästhetische Plastische Chirurgie von EBOPRAS und trug zur Gründung der Abteilung für Plastische Chirurgie im Başakşehir Çam und Sakura Krankenhaus bei. Derzeit empfängt er Patienten aus der Türkei und verschiedenen anderen Ländern in seiner Klinik in Nişantaşı.